Am 25. Oktober 2016 vergab die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers ihren 3. Kultur- und Kulturförderpreis. Ort des Festaktes war, wie schon zur Verleihung im Jahr 2010 und 2013, die St. Michaeliskirche in Hildesheim.
Dr. Matthias Surall zum Kultur- und Kulturförderpreis
"Der Kulturpreis unserer Landeskirche ist ein Erfolgsmodell, weil er uns Zeitgenossenschaft lehrt und im Dialog mit herausragenden Werken und Schöpfern/-innen zeitgenössischer Kunst dabei hilft, den Blick über den eigenen, binnenkirchlichen Tellerrand einzuüben. Er regt uns an ... In-Frage-Stellungen auszuhalten, Inspirationen zu erleben und Irritationen aufzunehmen".
Kulturpreis 2016 - Festakt und Empfang
Bildergalerie starten: Impressionen des Fotografen Jens SchulzeDie Kulturpreisverleihung auf YouTube
Von der Preisverleihung am 25. Oktober und über die ausgezeichneten Künstler berichtet das Team vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen (ekn).
Die Jury zum Kulturpreisträger: Fotojournalist Wolf Böwig/Hannover
Den Kulturpreis der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers für das Jahr 2016 erhielt der in Hannover lebende Fotojournalist Wolf Böwig (Jahrgang 1964), der für eine Dokumentarfotografie von einzigartigem Zuschnitt und künstlerischem Anspruch steht. Die Jury führt aus:
" ... Seit 30 Jahren bereist Böwig Orte nicht nur einmalig oder gar ausschließlich im Rahmen von Aufträgen. Er besucht die von ihm porträtierten Personen und festgehaltenen Orte vom Horn von Afrika über den Balkan bis nach Indonesien mehrfach, nimmt auf diese Weise Anteil an ihrem weiteren Schicksal und dokumentiert es immer wieder. Böwigs Fotografien heben sich auch deshalb von anderer Dokumentarfotografie ab, weil er die Ergebnisse seiner Arbeit anschließend oft zu Collage ähnlichen Kunstwerken zusammenstellt. Seine Fotografien werden dafür übermalt, verfremdet oder mit Texten ergänzt, wodurch unikatäre ausgefeilte ästhetische Kompositionen geschaffen werden. Mit der Preisvergabe würdigt die Jury Wolf Böwig, weil seine Arbeiten zu einer tiefergehenden Auseinandersetzung insbesondere mit den Themen von Krieg, Gewalt und Flucht anregen, keine Distanz schaffen, sondern vielmehr zu Nähe zwingen. ... Während die gesellschaftliche Diskussion oftmals an den Folgen von kriegerischen Auseinandersetzungen und Fluchtbewegungen hängenbleibt, gelingt es Böwig, deren Ursachen ins Bild zu setzen und die Geschichten der davon getroffenen Menschen zugleich fotografisch zu erzählen.
Darüber hinaus beeindruckt die Jury sein über das Fotoprojekt hinaus gehendes persönliches Engagement und sein weiterführendes empathisches Interesse an menschlichen Schicksalen."
Die Jury zur Kulturförderpreisträgerin: Autorin Shida Bazyar/Berlin
Mit dem Kulturförderpreis der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers für das Jahr 2016 wurde die 1988 geborene Shida Bazyar als Autorin für ihren Debütroman "Nachts ist es leise in Teheran“ ausgezeichnet.
Die Jury führt aus:
"Die aus Rheinland-Pfalz stammende Autorin mit iranischen Wurzeln hat an der Stiftungsuniversität Hildesheim Literarisches Schreiben studiert. Sie spannt in ihrem Roman einen Bogen von der iranischen Revolution im Jahr 1979 bis in die deutsche Gegenwart.
Die von ihr erzählte Familiengeschichte über Umsturz, Flucht, Integration und deutsche Gegenwart ist nach Auffassung der Jury von brennender gesellschaftlicher Aktualität.
Die Komposition ihres Romans und die Zeichnung seiner Charaktere überzeugen in hohem literarischen Maß. Shida Bazyar hat als Autorin bereits für ihren Debütroman eine unverwechselbare Sprache gefunden, in der Inhalt und Ausdruck, Herkunft und neue Heimat zu einer spannungsgeladenen Einheit verwoben werden.
Sie verbindet dabei Fremdheit und Ankommen in einer literarischen Form, die nach Auffassung der Jury dem gegenwärtigen gesellschaftlich-kulturellen Diskurs zu Migration und Integration in Deutschland einen wesentlichen Impuls gibt."
Der Jury des Preises 2016 gehörten an:
Schirmherr des Preises :
- Landesbischof Ralf Meister, Hannover (vertreten durch Silvia Mustert)
- Jurysprecherin: Dr. Katharina Henkel, Wissenschaftliche Direktorin (kommissarisch),Kunsthalle Emde
Ferner:
- Pastorin Silvia Mustert, Persönliche Referentin des Landesbischofs, Hannover
- Reinhard Bingener, Redakteur bei der FAZ (Politik), Hannover
- Dirk Brall, Intendant Literaturhaus St. Jakobi, Hildesheim
- Wencke Breyer, Synodalvizepräsidentin, Hannover
- Hans Werner Dannowski †, Stadtsuperintendent i. R., Nestor der kirchlichen Kunst- und Kulturarbeit in der Ev.-luth. Landeskirche, Hannover
- Dr. Julia Draganovic, Direktorin der Kunsthalle Osnabrück und Präsidentin der IKT (Internationale Kuratorentagung). In Vertretung: Christel Schulte, Kuratorin, Osnabrück,
- Amke Wollers, Referentin für Museen und Kunst in der Stiftung Niedersachsen, Hannover
- Oberlandeskirchenrat Dr. Klaus Grünwaldt, Referatsleiter für die Bereiche „Theologie, Gottesdienst, Kirchenmusik, Mission, Kultur“ im Landeskirchenamt,Hannover
- Juliane Lenssen, Regisseurin "Das letzte Kleinod“, Kulturpreisträgerin 2013, Geestenseth
- Diakon Hartmut Reimers und Pastor Dr. Matthias Surall. Geschäftsführung des Preises im Haus kirchlicher Dienste der Ev.-luth. Landeskirche, Hannover
Protestantische Traditionen anregen und herausfordern
Pastor Dr. Matthias Surall und Diakon Hartmut Reimers sind mit der Geschäftsführung des Preises beauftragt:
„Der Kulturpreis möchte Kunst- und Kulturschaffende fördern und würdigen sowie eigenständige Werke wahrnehmen, die zur Auseinandersetzung auch mit der protestantischen Tradition anregen und diese herausfordern."