Uralter Stein für einen neuen Domaltar
Nach fünfjährigen Sanierungsarbeiten ist der Hildesheimer Dom seit dem 15. August 2014 wieder öffentlich zugänglich.
Den neuen Altar gestaltete der international bekannte Bildhauer Ulrich Rückriem. Der Altar besteht aus 120 Millionen Jahren altem Stein, den der Künstler aus einem einzigen Block Anröchter Dolomit geschaffen hat.
Der Steinbruch zwischen Anröchte und Soest dient Rückriem seit Jahrzehnten als Materialquelle für seine Werke. Der Stein entstand aus Muscheln und Sand, als sich dort vor Jahrmillionen das Meer zurückzog und sich mit der Zeit eine Steinlandschaft bildete.
Kubische Formgestaltung
Das Werk erscheint in dem hellen Grün der ältesten Schichten des Kalksteins. Er ist 90 cm hoch, 1,90 m breit und 1,10 m tief und besteht aus drei Teilen. Die Deckplatte allein wiegt 2,5 Tonnen.
Der Künstler bearbeitete den Stein lediglich mit zwei horizontalen und fünf vertikalen Schnitten sowie einer horizontalen Mittelspaltung. Somit wirkt der Stein beinahe naturbelassen, was seine ursprünglichen Materialeigenschaften unterstreicht.
Dieses Verfahren ist charakteristisch für den Künstler: Ein Stein mit reduzierter, kubischer Form wird geteilt und anschließend werden die Teile miteinander kombiniert.
Vergoldete Altarfüße
Die vergoldeten Innenseiten der Altarfüße erinnern daran, dass sich im Mittelalter unter dem Altar ein Reliquienschrein befand. Auch die neue Platzierung exakt über dem Godehardschrein, der Krypta unter dem Chorraum, korrespondiert mit diesem Detail.
Korrespondenz mit dem Raum
Ulrich Rückriem sieht seine Werke in engem Zusammenhang mit dem Raum, in dem sie stehen:
„Erst der Ort gibt der Skulptur die Bedeutung und macht aus einem steinernen Tisch, wie er überall stehen könnte, einen Altar, der unverrückbar steht und an dem sich Heiliges vollzieht."
Der Altar stellt eine gelungene Ergänzung zu den mittelalterlichen Kunstwerken des Hildesheimer Doms wie der Bernwardstür (1015), der zur selben Zeit entstandenen Christussäule und der Heziloleuchter (spätes 11. Jahrhundert) dar. Durch seine reduzierte, monumentale Form passt er sich hervorragend an seine Umgebung an.