Im Dezember 2006 bereicherte der ostfriesische Maler Hermann Buß den Kanzelkorb der romanischen Klosterkirche St. Johannes der Täufer im Uelzener Stadteil Oldenstadt um fünf Gemälde.
Im Zentralbild dargestellt sind drei Männer und eine Frau mit dunkler Hautfarbe unter einem bewegten Himmel, die gestrandet zu sein scheinen.
Hinter ihnen ist eine Gruppe von Menschen zu sehen, die auf sie zugehen und sie anstarren, während eine andere Gruppe rechts im Hintergrund sich von ihnen entfernt.
Die Figuren im Vordergrund erinnern an die zahlreichen Flüchtlinge, die aus Afrika kommend, an den europäischen Mittelmeerstränden „angespült“ werden.
Hermann Buß nennt sie die „Gekreuzigten unserer Zeit. Heimatlose, Getriebene, Scheiternde - wie das Vorbild.“
Der Künstler übertrug also das traditionelle Christusmotiv - der Heiland als Leidender - in die Gegenwart. Das Kreuz selbst ist auch in das Bild integriert, es erscheint als Reifenspur im Sand.
Bei den zwei mittleren Szenen handelt es sich zum einen um den Klein Liederner Bach, der durch Oldenstadt fließt und den Buß den „sicher ältesten Zeugen der Geschichte dieser Stätte“ nennt, zum anderen um den Ausschnitt eines Grabsteins auf dem Kirchengelände, auf dem ein Schmetterling an die Auferstehung erinnert.
Die roten Beeren links neben dem Stein stehen für das Leben. Beide Motive wählte der Künstler, um einen Bezug zur Umgebung zu schaffen und auch, um die Gegensätze Kultur und Natur zu betonen.
Die beiden Außenbilder zeigen einen Mann und eine Frau der Gegenwart. Ihre Gesichter sind nicht zu sehen, es könnte sich um jedermann handeln.
Auch hier ist das Kreuz dargestellt: einmal als senkrechter Balken im rechten und waagerechter im linken Bild. Die Balken fungieren als Stützen und Begleiter der Figuren und besagen laut Buß: „Ein „gutes“ Leben ist nicht unbedingt ein „leichtes“ Leben.
Die Figuren stehen aber auch für Demut und Innehalten und können als „moderne Evangelisten“ gedeutet werden. Damit nehmen diese Bilder auf ihre Weise das Thema der alten Evangelistenmotive auf.