Wie lassen sich das schöpferische Potential des Menschen und seine destruktive Kraft aufeinander beziehen? In welchem Verhältnis stehen Ästhetik und Gewalt?
Diese Fragen bearbeitet Till Ansgar Baumhauer in seinem Werk künstlerisch. Dabei bewegt er sich zwischen den Zeiten, zwischen den Künsten und Kulturtechniken, setzt sie in ein Wechselverhältnis.
Ein zentrales Thema seiner Werke sind die kriegerischen Auseinandersetzungen in Afghanistan. So werden künstlerische und kunsthandwerkliche Objekte aus dem heutigen Afghanistan zu künstlerischen Zeugnissen aus dem 30-jährigen Krieg in Beziehung gesetzt. In der Arbeit „Poems from Herat“ hat Baumhauer ein Gedicht von Andreas Gryphius ins Dari übersetzen lassen – von einem Übersetzer, der aus Afghanistan geflohen ist und seit 30 Jahren in Deutschland lebt.
„Sein Ansatz ist ... ein ‘transtextueller’. Er fragt nach dem ‘Trans’, der anderen Perspektive, wörtlich: Von einem Standpunkt jenseits davon, bei dem vermeintlich vertraute Elemente aus der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte aus ihrem angestammten Kontext gelöst werden, wodurch ihnen eine neue Aktualität verliehen wird.“ (Dr. Julia Helmke)
Zwischen den Zeiten
Der Künstler führt den Betrachter auf einen Weg durch die Jahrhunderte, lässt überraschende Verbindungen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft entstehen. Auch biblische Bezüge fließen immer wieder in sein Werk ein, nicht zuletzt durch die Verbindung mit der Musik zum Beispiel Johann Sebastian Bachs. So kombiniert Till Ansgar Baumhauer eine aktuelle Innenstadtkarte von Bagdad (inklusive zerbombter Gebäude, geplünderter Museen, Kirchen und Moscheen) mit arabisch anmutenden Orgeltabulaturen von Bach. Beides überschneidet sich und gerät in ein Wechselspiel der Bezüge.
Die Installation „total burnout/kunduz version“ geht der Frage nach, „was bleibt“ nach der Erfahrung von kriegerischer Gewalt – hier am Beispiel des Tanklasterbombardements in Kunduz 2009. 2012 hat Till Ansgar Baumhauer seine Arbeit in Herat (Westafghanistan) beendet mit der Eröffnung des dortigen lokalen Nationalmuseums. Erfahrungen aus seiner Arbeit in Afghanistan flossen ein in eine Promotion, die der Künstler 2015 an der Bauhaus-Universität Weimar beendet hat.